Das Tuzlanski Pilsener stammt aus dem Nordosten des Balkanstaates Bosnien und Herzegowina, genauer gesagt aus der Industriestadt Tuzla, die viele sicherlich eher mit Geschehnissen während des Bosnienkrieges in den 1990er Jahren verbindet als mit einem schmackhaften Pilsener. Das Pilsener stammt aus einer Brauerei, die schon unter österreich-ungarischer Herrschaft gegründet wurde und alle Turbulenzen der Zeit überstanden hat. Ins Auge sticht das filigrane Wappen der Brauerei, das auch Elemente aus dem Tuzlaer Stadtwappen beinhaltet. Auf dem Papier bringt es das Bier auf 4,7% Alkoholgehalt bei einem Stammwürzegehalt von schmalen 11,2 °P. Ob der Geschmack auch so am unteren Rahmen der Norm kratzt? In der Rezension erfahrt ihr es.
Duft und Farbe
Herb und getreidig duftet das Pilsener aus seinem flaschigen Verlies. Dazu mischen sich auch ganz leichte süße Anklänge, die allerdings hinter den dominanten Pilsnoten zurücktreten. Im Glas präsentiert sich das Bier intensiv golden, allerdings bleibt die Schaumbildung massiv auf der Strecke. Ganz am Anfang erahnt man einen weißen Schein, dann ist alles schon passé.
Einstieg
Das Tuzlanski steigt direkt mit einem umfassenden Geschmackserlebnis ein. Gleich zeigt es im ganzen Mund Präsenz und macht auf Anhieb einen guten Eindruck – das kann man schonmal so festhalten.
Körper und Geschmack
Dieses bosnische Pils hat einen ausgewogenen, recht präsenten und runden Körper. Gleich wirkt der Geschmack in den ganzen Mund und strömt eine gewisse Grundherbe aus. Fairerweise muss man auch gleich anfügen, dass dieses Pils nicht so herb ist, als dass es sich zwangsläufig um ein Pils handeln müsste. Es könnte genauso auch ein sehr prägnantes Helles sein. Im weiteren Geschmacksverlauf bilden sich gleichzeitig sowohl mild-süße wie auch herbere Noten mit raus. Klingt ein bisschen wie „Ente süß-sauer“, ist aber so.
Abgang
Der Abgang ist recht unspezifisch und sanft. Ganz zum Abschluss dominieren wieder etwas mehr die Pilsener-typischen Anklänge. Alles aber in einem moderaten Rahmen.
Kohlensäure
Für den Trinkgenuss reicht die Portion Kohlensäure durchaus aus, aber dass es für eine vernünftige Krone offensichtlich nicht reicht, ist leider mehr als offensichtlich.
Süffigkeit
Durchaus eine recht süffige Angelegenheit, sicherlich auch aus der Kombination von geringem Stammwürze- und Alkoholgehalt resultierend.
Fazit
Mit dem Tuzlanski Pilsener macht man nichts falsch – es sei denn, man ist auf der Suche nach einem grundherben Pilsener mit solider Schaumkrone. Möchte man hingegen einfach ein solides Bier, bei dem es egal ist, ob Pils oder Helles, dann ist das Tuzlanski eine solide Wahl.
zur Brauerei
Die Pivara Tuzla wurde schon zur Zeit der österreich-ungarischen Herrschaft gegründet, genauer im Jahr 1884, und trug damals den Namen „Erste Dampf Brauerei“. Diese Tradition spiegelt sich bei der Namensgebung einiger heutiger Bierkreationen wider. Neben dem Flagschiff, dem Tuzlanski Pilsener, braut die Brauerei auch noch drei andere Sorten Bier in verschiedenen Gebindegrößen.