Kuchlbauer Weisse

An die Schriftart auf der Flasche muss man sich anfangs etwas gewöhnen, mutet sie doch etwas nach Duplo an. Ist dies erstmal verwunden, schweift der Blick zur Kuchlbäuerin, die beidhändig einen prallgefüllten und schaumgekrönten Humpen vor sich herträgt. Als klassische Weißbierbrauerei ist dies sicherlich das Flaggschiff der Brauerei. Auf dem Papier zeichnet es sich mit 11,9°P Stammwürzegehalt und einem Alkoholgehalt von 5,2% aus. Die Brauerei selbst beschreibt es als fruchtaromatisch und naturbelassen. Als Spezialbrauerei sind die Erwartungen natürlich besonders hoch. Wir sind gespannt, was die detaillierte Betrachtung ergeben wird!

Farbe, Duft und Krone
Wie ein Köpper in eine Bananenstaude, so duftet es aus der Kuchlbauer-Flasche. Im Glas dann keine Überraschung. Das Bier sieht perfekt aus. Naturtrüb und mit perfekt feinporigem Schaum lächelt es dem Weizenbierliebhaber entgegen. Den ersten Schluck kann man kaum noch erwarten.

Einstieg
Behäbig ergibt sich das Bier im Mund und verbreitet sogleich ein wohliges Gefühl der Geborgenheit. Es passt sich perfekt an und lässt dabei schon die fruchtigen Noten ein wenig tanzen.

Körper und Geschmack
Dieses Bier ist sehr schön komponiert. Ein butterzartes Weizenbier, das rundum auf den Genuss des Genießenden ausgerichtet ist. Bananige Aromen mischen sich mit genuin hefigen Anteilen und machen so den unverwechselbaren Geschmack eines gelungenen Weißbieres aus. Dabei ist das Kuchlbauer sicherlich kein Leichtgewicht, sondern entwickelt gleich im Mund das Gefühl einer wohligen Schwere. Man sogar das Gefühl, dass es etwas dickflüssig sei, was es natürlich nicht ist. Hier fällt aber die Cremigkeit ins Gewicht.

Abgang
Auch im Abgang dominieren fruchtige Noten und insbesondere die Banane ist wieder dominant. Leicht bittere Noten mischen sich schließlich hinein, jedoch entwickeln diese keine signifikanten Anteile.

Kohlensäure
Bei der Sprudeligkeit hält sich die Kuchlbauer Weisse vornehm zurück. Die gesamte Kraft wird in eine imposante Krone gesteckt. Danach kommt das Bier mit recht wenig Power-Blubber aus. Es fehlt an nichts.

Süffigkeit
Es handelt sich schon um ein recht schweres Bier, was die Süffigkeit ein wenig hemmt. Viel mehr ist es ein Genießerbier für lange Abende unter guten Freunden.

Fazit
Ein starkes Weißbier, bei dem man die generationenübergreifende Verpflichtung der Brauerfamilie zum Produkt wahrlich schmeckt. Der gut abgestimmte Körper wird nur von der grandiosen Schaumkrone übertroffen.

zur Brauerei
Seit über 100 Jahren in Familienbesitz reicht die Geschichte des Kuchlbauers deutlich weiter zurück. Das Braurecht des Stammhauses in Abensberg wurde schon um 1300 verliehen. Es gilt als eines der ersten Braurechte der Welt. Der namensgebende Kuchlbauer übernahm die Brauerei 1751 und belieferte auch den Bischof von Regensburg mit Lebensmitteln. Engagiert in Kunst und Kultur setzt sich die Brauerei heute auch mit Solarenergie für nachhaltiges Wirtschaften ein und bezieht viele Zutaten regional. Hierfür liegt die Brauerei auch vorzüglich am Rande der Hallertau und im Herzen des Gäubodens. Neben Weizenbieren finden sich auch einige andere Bierspezialitäten im Sortiment.

Riedenburger Ur-Weizen

Nicht nur ein Weizen, sondern ein Ur-Weizen! Dieser Titel weckt natürlich immense Erwartungen beim Freund kräftiger Weißbiere, denen die Brauerei erstmal entsprechen muss. Idealerweise haben die sich natürlich vorher überlegt, ob man so einer Herausforderung wohl gewachsen sein würde! Als Erstes sticht das Bioland-Siegel ins Auge. Ist natürlich nett und gut, sagt aber absolut nichts über die geschmacklichen Qualitäten des Bieres aus. Auf dem Etikett wird die Farbe des Bieres bereits als Bernstein angepriesen. Auch dies wird zu prüfen sein. Aufmerksamkeit verdient vor allem, dass neben dem klassischen Weizen- und Gerstenmalz auch Emmermalz verwendet wurde. Das ist tatsächlich eine interessante Besonderheit und wirkt urig. Beim Alkoholgehalt bringt das Bier 5,4% Alkoholgehalt auf die Waage. Dann mal los zur großen Prüfung!

Farbe
So viel kann man gleich schonmal sagen: Der Duft des Bieres nach dem Lupfen des Kronkorkens ist schonmal urkräftig. Die Flaschengärung kommt hier wohl voll zu Tragen. Man hat tatsächlich den Eindruck, dass sich das Bier in der Flasche entwickelt hat. Auch die Farbe des Bieres enttäuscht nicht. Hefig eingetrübt und leuchtend intensiv präsentiert sich das Weizen und die Schaumkrone, die zunächst etwas grobporig wirkt, mausert sich dann doch noch zu einer samtigen Pracht.

Einstieg
Sobald man das Bier das erste Mal zum Mund geführt hat, merkt man, dass man es hier wirklich mit einer Urgewalt zu tun hat. Vollmundig geht das Weißbier zu Werke und präsentiert sich intensiv und unbändig. Ist man sonst eher schlanke Pilsbiere gewohnt, könnte dies schon durchaus überwältigend sein.

Körper und Geschmack
Der mächtige und dennoch ausgewogene Körper verbindet die vegetativen Elemente, die gut möglich von den drei Malzsorten herrühren, mit leicht fruchtigen Aromen und einer angenehmen Herbe, die allerdings nicht die Oberhand gewinnt. Steigen einem anfangs noch die hefigen Noten in die Nase, werden diese alsbald von urwüchsigen Geschmacksanteilen verdrängt. Ein wirklich starker Körper, der sich nach einem fulimanten Start auch im weiteren Verlauf großartig entwickelt und dem geneigten Genießer viel Freude bereitet.

Abgang
Das Ur-Weizen lässt einen auch beim Abgang nicht im Stich. Angenehm sanft und doch prägnant in seiner urwüchsigen Art bleibt einem der Geschmack noch eine ganze Weile erhalten. Dabei verändert er sich aber keineswegs ins Negative, sondern behält seine absolut positive Art und Weise. Auch beim Aufstoßen!

Kohlensäure
Mit der Kohlensäure wurde nicht geprotzt, aber sie ist genau richtig dimensioniert für dieses Bier. Alles kommt dorthin, wo es hingehört und auch für eine sehr ansehnliche Krone reicht es aus!

Süffigkeit
Man hat es hier schon mit einem sehr mächtigen Weizenbier zu tun. Unendlich viel kann man hiervon also nicht am Stück konsumieren. Dennoch schmiegt es sich geradezu an den Rachen und gibt dem Genießenden ein wohliges Gefühl.

Fazit
Das Ur-Weizen ist ein verdammt starker Vertreter seiner Gattung aus dem Altmühltal. Wenn es am Emmermalz liegt, sollten sich andere Brauereien hieran wirklich ein Vorbild nehmen. Sollte es an der ökologischen Herstellung liegen, dann sollten auch hier andere Brauereien dem Beispiel folgen. Wirklich ein Treffer ins Schwarze. Sehr gut gelungen!

zur Brauerei
Die Geschichte des Riedenburger Brauhaus geht bis in das Jahr 1756 zurück, als die Familie Krieger in Riedenburg Fuß fasste. Seitdem hat sich das Brau-Business der Familie ansehnlich entwickelt. Im Jahr 1900 zog die Brauerei an ihren heutigen Standort um und erhielt so den nötigen Platz für die weitere Expansion. 1984 erfolgte die Umbenennung von Brauerei Unterkrieger, angelehnt an den Namen der Braufamilie, zum heutigen Namen. Besonders bemerkenswert ist, dass die Brauerei bereits seit 1994 komplett auf ökologische Produktionsweisen umgestellt hat. Die Flaschen werden daher vom Bioland-Siegel geziert. Auch heute noch führt die Familie Krieger die Geschicke des Unternehmens.

Maxlrainer Schloss Weisse

Bei diesem Bügelverschluss wird nicht geploppt wie beim Flensburger, sondern man schnacklt. Das erfährt man sofort, wenn man sich etwas genauer mit diesem naturtrüben Weißbier aus Oberbayern auseinandersetzt. Der Stammwürzegehalt von 12,6°P bringt es nach der Gärung auf runde 5% Alkoholgehalt. Das richtige Finish erhält das Bier während der mehrwöchigen finalen Reifung direkt in der Bügelflasche. Die Schloss Weisse ist eines von insgesamt vier Weizenbierspezialitäten der Schlossbrauerei Maxlrain. Doch wahrscheinlich hat man mit diesem Weißbier schon die richtige Wahl getroffen, wie die Bierpatronin, mit einem vollen Bierglas auf dem Etikett der Flasche ausgestattet, nahelegt. Na dann mal Prost!

Farbe
Frisch und mit einer leichten Hefenote duftet die Schloss Weisse aus der gerade geöffneten Bügelflasche. Das Schnackln hat nicht so gut geklappt. Das typische Geräusch blieb aus. Aber was soll’s! Im Glas zeigt sich das Bier von seiner besten Seite. In intensivem Kupfer, aber ohne wirklich ein dunkles Weizenbier zu sein, bildet es einen wahren Augenschmaus mit einer Schaumkrone, die in Pracht, Konsistenz und Haltbarkeit wirklich Freude macht.

Einstieg
Und auch der erste Schluck sitzt auf den Punkt. Sofort ist der gesamte Mund erfüllt und das Weizen zeigt sich vollmundig und sehr präsent. Etwas anderes hätte man bei dieser intensiven Farbe wohl auch kaum erwartet.

Körper und Geschmack
Auf den imposanten Anblick und den vollmundigen Einstieg folgt alsbald eine gewisse Ernüchterung. Es fehlt an Intensität, am letzten bisschen Aroma, welches das Weizen zu etwas wirklich besonderen machen würde. Stattdessen wirkt die Schloss Weisse bald etwas fad. Bei einer Suppe würde man nach Salz fragen, aber was macht man hier?

Abgang
Auch hinten raus zeigt sich dieses Weißbier eher wässrig als kräftig und prägnant. Das muss ja keine Schande sein. Für einen Durstlöscher reicht es auch so. Beeindrucken tut es aber nicht.

Kohlensäure
Die Menge an Kohlensäure ist wohl dosiert und sehr angenehm. Das Weißbier hat den nötigen Druck, um sich optimal im Mund zu verteilen und eine eindrückliche Schaumkrone hervorzubringen. Hier haben die Braumeister voll ins Schwarze getroffen.

Süffigkeit
Etwas Gutes hat es ja, dass es dem Bier an Ecken und Kanten beim Geschmack fehlt: Es lässt sich wegtrinken wie Wasser und ist so ein idealer und unkomplizierter Durstlöscher. Aber andere Biere würden sicher mehr Spaß machen….

Fazit
Insgesamt ein eher enttäuschendes Weißbier. Dafür, dass die Brauerei als Aushängeschild mit der handwerklichen Braukunst und besonders tollen Zutaten wirbt, hätte man sich mehr erwartet. Unterm Strich ein solider Durstlöscher, aber nicht die erste Wahl.

zur Brauerei
Seit 1636 wird in Maxlrain Bier gebraut. Zunächst im Schloss, seit etwa 1900 im extra dafür errichteten Brauhaus. Heute zeichnen sich die Biere vor allem durch hochwertige Zutaten aus. Der Hopfen stammt aus der Holledau, das Brauwasser aus dem nahen Mangfalltal und das Malz wird aus alten Getreidesorten hergestellt. Zusätzlich wirbt die Brauerei mit dem Slogan, seit 1636 Craftbiere herzustellen, und verweist damit auf die Tradition der handwerklichen Braukunst. Das Sortiment umfasst mehrere Weißbiere und Helle, aber auch Dunkelbiere, ein Pils und saisonale Spezialitäten.

Schimpf Hefe-Weizen hell

Ganz klassisch wirkt dieses Weizen auf den ersten Blick. Die Vorderseite ziert ein schmuckes Etikett mit einem kleinen Bildausschnitt einer malerischen Feldlandschaft mit – natürlich – Weizenbündeln. In der Flasche verbirgt sich bei diesem Bier aus der Kronenbrauerei Schimpf ein helles Weizenbier, das aus 12,3°P Stammwürzegehalt runde 5,0% Alkohol generiert. Wie es und geschmeckt hat? Lest hier!

Duft und Farbe
Der Duft dieses Bieres, der dem Liebhaber des Gerstensaftes hier entgegenströmt, verzaubert sogleich alle Sinne. Der feine und sanfte Geruch von Weizen weckt sogleich den Wunsch nach dem ersten großen Schluck. Doch zunächst muss das Bier noch ins Glas, wo es eine herrlich intensive Farbe zeigt. Nur die Schaumbildung ist leider defizitär.

Einstieg
Und dann dieser erste Moment, wenn das Weizen seine voll Kraft entfaltet und die Geschmackssinne des Mundes außer Fassung geraten lässt. Vom ersten Moment an verleiht dieses Bier ein vollmundiges Geschmackserlebnis. Ganz fantastisch!

Körper und Geschmack
Dieses Hefeweizen vereint wirklich alles, was ein Weizen können muss. Der kräftige Körper schmiegt sich sanft in den Mund ein und spricht alle Partien gleichermaßen gekonnt an. Süß-malzliche Aromen halten sich exakt die Waage mit eher hopfigeren Einschlägen hintenraus. Dabei verhält sich das Bier stets samtigweich und fast schon cremig in der Konsistenz. Fruchtige Noten spannen dabei den Bogen über das gesamte Geschmacksensemble. Hierbei kommt es aber nicht zu einer krassen Überlagerung, wie es bei anderen Weizenbieren teilweise der Fall ist.

Abgang
So samt und weich wie das Bier kam, so schmiegt es sich auch im Abgang an die Kehle des Bierliebhabers. Auch der Nachgeschmack lässt einen noch einige Zeit von der Wohltat dieses Weizens träumen.

Kohlensäure
Die gut dosierte Kohlensäure korrespondiert hier ausgesprochen gut mit dem Körper und dem Geschmack des Bieren. Hier hat der Braumeister alles richtig gemacht!

Süffigkeit
Locker und leicht lässt sich dieses Bier trinken, was bei Weizenbieren mit ihren doch eher fülligeren Körpern nicht ganz selbstverständlich ist. Daumen hoch bei der Süffigkeit!

Fazit
Dieses Weizen spielt definitiv in der Spitzenklasse! Der runde Geschmack mit seinen vielen Nuancen und der samtige Körper machen das Bier von der ersten Sekunde an zu einem tollen Geschmackserlebnis.

zur Brauerei
Die Kronenbrauerei Schimpf wurde im Jahr 1870 von der Familie Ohngemach gegründet. Acht Jahre nach der Gründung, trat die bis heute brauende Familie Schimpf in Erscheinung und kaufte die Brauerei. Inzwischen befindet sich die der Traditionsbetrieb in der fünften Generation und ist somit zu einem Kulturträger von Remmingsheim geworden. Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Brauerei von einem Kleinbetrieb zu einem richtigen Gewerbebetrieb umgebaut. Heute umfasst das Angebot neun reguläre Biere, die um saisonale Extras ergänzt werden. Am besten genießt man diese Spezialitäten direkt in der Brauereigaststätte!

Pinkus Weizen

Pinkus ist in Münster eine Institution. Aber das Weizen? Und ganz generell: Ein Weizenbier aus Westfalen? Ist das nicht viel mehr die Heimat von Pils und Altbier? Nun ja, das stimmt zwar, aber auch die Brauereien über sich bekanntermaßen in Diversifizierung und so gibt es auch aus der Münsteraner Braustube nun ein Weizen. Es ist aber nicht irgendeines, sondern schon ein Weizen von besonderem Schlage. Dem Bier wird vor dem Abfüllen noch extra Bierwürze zugesetzt, damit es, solange es in der Flasche darauf wartet, getrunken zu werden, noch schön nachreifen kann. Dazu kommt, dass alles in Bio-Qualität eingekauft und verarbeitet wird. Also schon was Besonderes, dieses Weizen aus Münster. Insgesamt bringen es die 12,3°P Stammwürze schließlich auf runde 5% Alkoholgehalt – und das ist wahrscheinlich das Durchschnittlichste an diesem Bier. Und wie es geschmeckt hat? Das lest ihr hier!

Duft und Farbe
Mild, aber auch leicht säuerlich, so duftet es aus der Flasche. Dazu mischen sich Aromen, die an sanfte Vegetation erinnert. Im Glas zeigt sich das Bier recht hell und weizentypisch eingetrübt. Der Schaum hat eine gute Haltbarkeit, aber es ist gar nicht so einfach, die Krone zu ihrer Geltung zu bringen.

Einstieg
Das Pinkus Weizen legt gleich prägnant los. Dabei fragt man sich aber auch sogleich, ob sich der Geschmack noch entwickeln wird…

Körper und Geschmack
Um gleich beim Einstieg anzuknüpfen: …denn es dominieren doch recht säuerliche Aromen. Diese prägen sich in einer Geschmackskurve schnell und umfassend aus, quasi stringent. Dabei ist das Bier durchaus vollmundig und breitet sich schön gleichmäßig im Mund aus. Insgesamt entwickelt sich der Geschmack vor allem vorne und oben in der Mundhöhle.

Abgang
Das Bild ändert sich auch im Abgang nicht. Es dominiert zunächst eine säuerliche Note, bevor sich dann wieder gemäßigtere Noten einstellen.

Kohlensäure
Über die Kohlensäure kann man nichts Schlechtes sagen. Vielleicht wäre ein bisschen weniger auch okay gewesen, aber der Schaum zeigt auch, dass genau diese Menge Kohlensäure großartiges in Sachen Schaum leistet.

Süffigkeit
Mit etwas weniger Säure wäre das Bier sicherlich süffiger. So ist es so mittelsüffig.

Fazit
Das Pinkus Weizen zeichnet sich vor allem durch markante deutliche Säurenoten aus. Diese sind etwas zu dominierend, wenn man ehrlich ist.

zur Brauerei
„Wer den Stuhlmachersch’en Tropfen und den Bullenkopp nicht kennt und des Pinkus Müllers Hopfen, war in Münster nie Student“, so heißt es im studentischen Münsterlied. Da steckt auch gleich viel Richtiges drin. Die Ursprünge der Brauerei, die ursprünglich nur Altbier braute, gehen ins Jahr 1816 und auf Johannes Müller zurück. Wie so oft handelte es sich damals um ein Mischwesen aus Brauerei und Bäckerei. Nach fast 100 Jahren, so erzählt man zumindest, kommt Carl Müller, Brauspross aus der Müllerfamilie, nach dem Genuss eines Bullenkopps, einem Trinkgefäß mit 6 Litern Fassungsvermögen, auf die Idee, im Wettstreit mit Freunden von einer Mauer aus eine Gaslaterne auszupinkeln. Er gewinnt und erhält den Spitznamen „Pinkus“. Heute braut die Brauerei eine Vielzahl von Biersorten. Klassiker bleiben aber vor allem Pils und Alt.

Andechser Weissbier Hell

Dieses Bier ist gar nicht so alt, wie man es bei der Brauerei denken könnte. Zum Josephitag 1993 wurde es erstmals eingebraut, hat sich seitdem aber schon zu einem wahren Klassiker gemausert. Wie sollte es bei irgendeinem Andechser Bier auch anders sein? Allein die Kulisse mit dem malerischen Klosterort auf dem Hügel im Oberbayerischen spricht für sich. Da hat es dieses Weizenbier mit seinem Stammwürzegehalt von 12,5°P und 5,5% Alkoholgehalt schon recht leicht. Aber hat es diesen glorreichen Status auch wirklich verdient? Wir haben es ausführlich getestet!

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Duft und Farbe
Milde Hefearomen und fruchtige Noten sprudeln förmlich aus der Flasche hervor, sobald man den Kronkorken entfernt hat. Im Glas zeigt sich dann auch sofort die herausragenden Qualität des Schaums, der feinporig und cremig das trübe Glück bedeckt. Das Andechser schaut wie ein etwas hellerer sehr trüber Apfelsaft aus – aber hier steckt sicherlich mehr dahinter.

Einstieg
Sanft und zart aber dennoch bestimmt. So schmiegt sich das Weizen von Anfang an in den Mund des Genießers und zauber ihm ein Lächeln ins Gesicht. Es wirkt dabei recht sprudelig, zumindest wenn es die Lippen direkt berührt.

Körper und Geschmack
Das helle Andechser Weizen ist dermaßen rund im Geschmack, dass es schon beinahe erschreckend ist. Wie ein sanfter Riese breitet sich das Bier mit seinen Aromen aus und betöhrt die Geschmackssinne. Hier ein bisschen Frucht, dort einen Hauch von Bitterkeit. Der Körper nimmt den ganzen Mund in Beschlag, jedoch ohne die oftmals damit verbundene Schwere. Stattdessen spannt das Bier seinen Spannungsbogen von Fantastisch zu Großartig.

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Abgang
Zum Abgang hin manifestieren sich etwas mehr bittere und herbere Noten, die sich vor allem im hinteren Backenbereich bilden. Sie komplettieren das Gesamtbild.

Kohlensäure
Es ist in jedem Fall genug Kohlensäure vorhanden, um erstens das wunderbar vollmundige Gefühl zu erzeugen, zweitens die Cremigkeit während des gesamten Genusses aufrecht zu erhalten und drittens dennoch nicht sauer zu wirken.

Süffigkeit
Das Bier schlägt ein wie eine eins und kann sich durchaus mit einer guten Süffigkeit brüsten. Es geht trotz des breiten Körpers gut den Rachen runter.

Fazit
Ein extrem starkes Weißbier, dem man auch eine deutlich längere Tradition zutrauen würde. Das Andechser hat einen sehr runden Auftritt, der durch einen prächtigen Schaum und wunderbare Aromen komplementiert wird.

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zur Brauerei
Die Geschichte der Klosterbrauerei Andechs reicht bis zur Gründung des Klosters im Jahr 1455 zurück. Seitdem wurden die Rezepturen stets fortgeschrieben und angepasst. Heute werden insgesamt acht verschiedene Biere in der Klosterbrauerei hergestellt. Berühmt berüchtigt ist hierbei der dunkle Doppelbock, den man am authentischsten im klostereigenen Bräustüberl genießt. Neben der tiefen Verwurzelung in Bayern sind die Andechser Bierspezialitäten inzwischen in ganz Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern im Markt vertreten.

Härle Leichte Weisse

Wenn man einmal keinen Alkohol trinken möchte, dann bieten sich natürlich alkoholfreie Biere an. Die gibt’s inzwischen ja auch von fast jeder Brauerei und für jede Brauart. Neuer und ehrlich gesagt auch etwas spannender sind jedoch die Biere, die einen reduzierten Alkoholgehalt haben, aber dennoch als vollwertige Mitstreiter auftreten wollen. Die Leichte Weisse ist so ein Bier. Mit 3,1% Alkoholgehalt deutlich zurückhaltender als der große Bruder sollte dieses Bier auch der Leber etwas verträglicher gegenüberstehen. Wie die Leichte Weisse schmeckt? Wir haben sie getrunken!

sdr

Duft und Farbe
Leicht brotig bahnt sich der Duft dieses Bieres den Weg aus Flasche. Dabei ist der Geruch sehr zurückhaltend, man wird also nicht von Schwaden übermannt. Im Glas entwickelt das trübe Bier eine intensive Bernsteinfarbe und eine samtige Schaumkrone. Da kriegt man direkt Lust auf den ersten Schluck!

Einstieg
Wenn das Bier zum ersten Mal die Lippen berührt und man den ersten Schluck nimmt, dann ist das Gefühl des fülligen Körpers ähnlich dem eines klassischen Weizenbieres. Im zweiten Moment ist man jedoch etwas enttäuscht, denn es wirkt so, als könnte der Geschmack bei der Fülle des Körpers nicht mithalten.

Körper und Geschmack
Dieser erste Eindruck setzt sich leider auch im weiteren Verlauf fort. Zwar macht das Bier von seiner massigen Konsistenz her und dem Gefühl, dass es im Mund gibt, einiges her, aber es fehlt der korrespondierende weizentypische vollmundige Geschmack dahinter. Stattdessen wirkt das Bier recht wässrig und die auf dem Etikett abgedruckten Attribute wie „fruchtig“ kann man nur mit genügend ausgeprägter Fantasie oder hypersensiblen Geschmacksnerven entdecken.

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Abgang
Im Abgang macht sich die etwas zu reichlich dosierte Kohlensäure bemerkbar, die hier ein klein bisschen zu aggressiv in Erscheinung tritt. Ansonsten verabschiedet sich das Bier unproblematisch und ohne Nebeneffekte.

Kohlensäure
Wie bereits erwähnt wurde hier etwas zu viel Blubber eingesetzt. Das hört man bereits beim Eingießen und merkt es dann auch im Abgang. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen.

Süffigkeit
Zumindest am Alkoholgehalt sollte es hier nicht scheitern. Ansonsten weist aber auch nicht viel auf eine erhöhte Süffigkeit hin.

Fazit
Bei diesem speziellen Vertreter würde ich entweder direkt zum alkoholfreien Bier oder zum vollwertigen Weizen greifen. Hier stimmt zwar das massige Gefühl im Mund, es fehlt jedoch vollkommen das geschmackliche Erlebnis.

sdr

zur Brauerei
Die Geschichte der Brauerei geht in das Jahr 1897 zurück. Da gründete Clemens Härle, nachdem er selbst bei verschiedenen Brauereien gearbeitet hatte, seine eigene Wirk- und Braustätte. Bis heute wird im gleichen Gebäude gebraut, das 1896 erbaut wurde und auch heute noch wird die Brauerei von Nachkommen des guten Clemens geführt. Heute freilich mit deutlich mehr Sorten und einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit, wofür die Brauerei mehrfach ausgezeichnet wurde.

 

Augustiner Weissbier

Zwar ist Bayern sehr bekannt für sein Weissbier, die gängigen Modemarken wie Augustiner, Tegernseer oder Bayreuther finden aber dennoch eher mit ihren hellen Lagerbieren Anklang bei der breiten Kundenschaft. In diesem Fall haben wir uns den etwas unbekannteren Bruder aus dem  Hause Augustiner zur Brust genommen: das Augustiner Weissbier, das mit soliden 5,4% Alkoholgehalt bei 12,4°P Stammwürze daherkommt. Kann es mit seinem bekannteren Bruder, dem Hellen, mithalten? In ein paar Schlücken wissen wir mehr!

sdr

 

Duft und Farbe
Angenehm mild, jedoch mit einer leicht sauren Note, so strömt die erste Duftnote unter dem gelupften Kronkorken hervor. Ins Glas ergießt sich sogleich ein intensiv farbiges Gesöff, das das Herz des geneigten Biertrinkers direkt höher schlagen lässt. Der feinporige Schaum, der vor allem zum Schluss noch der Flasche entweicht, tut hier sein übriges.

davEinstieg
Beim ersten Schluck bestätigen sich die vorher gemachten Annahmen, die sich aus dem Duft ergaben. Das Weizen wirkt leicht und frisch, wobei eine leicht saurer Einschlag bestehen bleibt – was keineswegs als negativ verstanden werden darf. Weitere Aromen bilden sich zunächst nur spärlich aus.

Körper und Geschmack
Dieses Weissbier ist für seine Gattung sehr leicht, was man bei diesem Alkoholgehalt gar nicht unbedingt so erwarten würde. Die für Weizen klassischen fruchtigen Aromen kommen nur zögerlich zum Vorschein, aber sie kommen. Insgesamt bleibt jedoch ein bisschen das Gefühl, dass der Körper etwas voluminöser hätte sein können. Dem ist andererseits entgegenzuhalten, dass gerade solch ein schlankes Weizen auch seine Vorzüge hat oder haben kann.

Abgang
So leicht und zart, wie es aufschlägt, verabschiedet sich das Bier auch wieder. Ohne anzuecken, ohne störende Beigeschmäcker, aber auch ohne das große finale Highlight.

Kohlensäure
Würde das Bier voluminöser wirken, wenn etwas etwas mehr „Wumms“ hätte? Man könnte es auf jeden Fall mal ausprobieren. Schaden würde es wohl nicht.

Süffigkeit
Leicht und mit überschaubarer Kohlensäure: das Bier trinkt sich wirklich fantastisch und geht runter wie das Brauwasser, aus dem es gemacht ist.

Fazit
Ein Weissbier, das aus der klassischen Reihe ausschert. Weder schwer noch übermäßig aromatisch sondern ein leichter Durstlöscher. Für warme Sommertage durchaus eine Alternative wert, wenn man keinen Wert auf das klassische Weizen legt.

dav

 

zur Brauerei
Seit spätestens 1328 gibt es die Brauerei, die ursprünglich zur Deckung des Bedarfs der Augustiner Mönche gegründet wurde. Heute ist Augustiner Bräu die älteste noch bestehende Brauerei München und zeichnet sich vor allem durch ihre Selbstständigkeit aus. Zwar sind insbesondere das Helle und der Edelstoff inzwischen wahre Kassenschlager und im ganzen Land erreichbar, dennoch hat sich die Brauerei mit ihren Bieren die bayerische Urtümlichkeit erhalten.

Berliner Kindl Weisse

Man hat schon seine Schwierigkeiten, die Berliner Weisse als Weißbier ernst zu nehmen. Zu klein wirkt die Flasche, zu verzagt schaut der Junge auf dem Etikett aus seinem Krug hervor. Und dennoch: Die Berliner Weisse ist ein echtes Bier und darf auch mal ohne Beimischung probiert werden. Da sie unter anderem mit Milchsäurebakterien vergoren wird, hat sie einen eher säuerlichen Geschmack, der an Gosenbier erinnert, das im Leipziger und Goslaer Raum bekannt ist. Auch die statistischen Werte hauen einen nicht vom Hocker. Der Stammwürzegehalt ist so gering, dass die Weisse zu den Schankbieren gezählt wird und beim Alokoholgehalt kommt das Bier auf glatte 3%. Ob es trotzdem einen Versuch wert ist? Wir haben es probiert!

dav

Duft und Farbe
Das erste Duftwölkchen, das aus der Flasche emporsteigt, erinnert eher an Sekt als an Bier. Und auch die zweite Nase ist erstaunt, riecht sie doch eher etwas in Richtung von Sirup. Im Glas zeigt sich das Bier minimal eingetrübt und von recht heller, nicht sehr intensiver Farbe. Der Schaum wirkt cremig und feinporig.

Einstieg
Der Duft hält, was er verspricht. Die Berliner Weisse ist ganz anders als andere Biere und überrascht den Probierenden mit einer interessanten sauren Note. Zunächst wird vor allem die obere Mundhälfte angesprochen, was den Körper noch als dezent erscheinen lässt.

Körper und Geschmackdav
Der Geschmacksbogen dieses Bieres ist faszinierend. Dominieren anfangs die sauren Noten, die tatsächlich an Sekt oder auch französischen Cidre erinnern, so kommen später die vom Weizenbier bekannten runderen Aromen heraus, die fast etwas hefiges und auch fruchtiges an sich haben. Beim genauen verkosten kann man sogar eine Spur Vanille erahnen. Man braucht ein paar Schlücke, um die Berliner Weisse als Bier ernst zu nehmen, entdeckt aber beim genauen Hinschmecken durchaus die Feinheiten des Geschmacks und den säuberlich gespannten Bogen, den er zieht.

Abgang
Für die sauren Geschmacksanteile, die sich vor allem anfangs Bahn brechen, ist das Bier erstaunlich mild im Abgang. Hier dominieren tatsächlich die runden, vom klassischen Weizen bekannten Elemente. So flutscht die Weisse ganz entspannt von dannen und hinterlässt nichts als Erfrischung.

Kohlensäure
Die Berliner Weisse kommt durchaus spritzig daher, was anfangs die Assoziation mit Sekt unterstützt. Diese Spritzigkeit wirkt sich allerdings nicht negativ auf den Gesamteindruck aus.

Süffigkeit
Dieses Bier ist wohl mehr erfrischend als süffig. Geübte Berliner Weisse-Trinker könnten dem allerdings widersprechen und diesem Bier eine höhere Süffigkeit attestieren. Übung machts hier wohl…

Fazit
Wer nach Berlin kommt und mal etwas anderes erleben möchte, der sollte die Berliner Weisse probieren – aber ohne Schuss! Denn so kann man die Weisse erleben, wie sie gedacht war: sauer, anders, erfrischend! Ein Bier, nicht für jeden Tag, aber durchaus mal zum Kosten.

dav

zur Brauerei
„Schultheiss oder Kindl?“ – „Scheißegal!“ Diesen kurzen Dialog aus Sven Regeners 2001 veröffentlichtem Buch „Herr Lehmann“, das 2003 verfilmt wurde, dürfte vielen bekannt sein. Und vielleicht war es schon ein kleine Vorausahnung darauf, dass 2006 die beiden traditionellen Berliner Brauereien Kindl und Schultheiss fusionierten. Die Geschichte der beiden Marken reichen allerdings viel länger zurück. So wurde die Schultheiss Brauerei 1842 und die Berliner Kindl Brauerei 1872 gegründet. Heute dominieren sie mit ihren Marken den Berliner Markt. Die neu geschaffene Großbrauerei gehört wiederum zur Radeberger Gruppe im Oetker-Konzern.

Postweizen Hefe Weiße

Die alten Postbeamten sind sicherlich besonders viel herumgekommen in ihren stattlichen Postkutschen. Aber haben sie auch von allen Weißbieren die besten Informationen, Tipps und Tricks ins Allgäu gebracht? Das Postweizen könnte solch ein Kulminationspunkt der Braukunst sein. Die 12,6°P Stammwürze, die für 5,2% Alkoholgehalt sorgen, machen schonmal einen soliden Eindruck. Ob das Bier nicht nur Postangestellte verzaubert? Wir werden sehen!

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Duft und Farbe
Ganz feine, kaum wahrnehmbare Aromen bahnen sich luftig den Weg aus der Flasche. Ein klein wenig Säure, ein paar fruchtige Nuancen, alles in allem aber dennoch eher unscheinbar. Im Glas macht das Postweizen gleich eine gute Figur. Herrlich ist es mitanzusehen, wie die Hefe feine Schleier ins trübe Bier zieht. Der Schaum ist feinporig, wenn auch nicht von langlebiger Art.

Einstieg
Der erste Eindruck ist geprägt von saureren Aromen,wie auch schon der erste Duft aus der Flasche erwarten ließ. Doch bereits kurz darauf entfalten sich etwas fruchtigere Elemente, die dem Bier etwas mehr Glanz verleihen.

Körper und Geschmack
Zwar wird man vom Volumen dieses Weizens nicht erschlagen, aber es macht dennoch klar, dass es einen stattlichen Körper hat. Schnell dringt es in jede Ecke und lässt immer mehr fruchtige Noten zum Vorschein kommen. Dabei ist es stets sehr mild und angenehm im Trunk. Insgesamt macht es einen sehr runden Eindruck.

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Abgang
Auch im Abgang macht das Postweizen einen sehr soliden Eindruck. Keine störenden Beigeschmäcker oder kratzige Aromen, sondern grundständiger Genuss.

Kohlensäure
Ein bisschen weniger hätte es schon sein dürfen. Dann wäre das Bier vielleicht nicht ganz so bissig im Antrunk und bei der ersten Nase. Insgesamt aber noch vollkommen im Rahmen.

Süffigkeit
Dieses Bier ist für ein Weizen relativ süffig, ist sein Körper nicht übermäßig voluminös. Dennoch gäbe es hier noch Luft nach oben, die bei einem Weizenbier aber keinesfalls ausgeschöpft werden muss.

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Fazit
Sicherlich nicht das Ende der Fahnenstange, was die Postbeamten da zusammengetragen haben, aber auf jeden Fall ein solides Weizenbier, das seiner Braugattung keinesfalls Schande bereitet, sondern durch sein solides Auftreten und den sich leicht entwickelnden Geschmack ein gutes Fundament bietet.

 

zur Brauerei
Bereits seit 1650 gibt es die Brautradition in Weiler, auch wenn Namen und Standorte der Brauerei zunächst öfter wechselten. Seit 1849 ist schließlich die dortige Post mit der Brauerei fusioniert worden und trägt seitdem den noch heute bekannten Namen. Schließlich übernahm Anton Zinth 1906 die Brauerei und machte sie zu dem, was sie noch heute ist. Insgesamt besteht die Produktpalette aus 12 verschiedenen Brauspezialitäten.