In einer edlen Bügelflasche mit 650ml Inhalt finden wir diese Spezialität aus dem Norden Frankreichs vor. Seit mehr als 90 Jahren wird dieses Bier handwerklich -artisanal- hergestellt. Nach dem Reinheitsgebot fragt man besser nicht, ist dem Bier laut Etikett doch extra Zucker zugesetzt worden. Nun denn, irgendwo müssen die 6% Alkoholgehalt ja auch herkommen. Bière de garde ist übrigens eine eigene Brauart, die in ihrer ursprünglichen Form aus dem Norden Frankreichs stammt. Sie ist am ehesten mit dem deutschen Altbier oder den englischen Amber Ales vergleichbar, wird zum Brauen schließlich eine obergärige Hefe und rötlichfärbende Malze verwendet. Bevor es in den Handel kommt, reift es einige Wochen im Keller der Brauerei. Ob sich das warten lohnt, haben wir getestet!
Duft und Farbe
Das erste, was man bei diesem Bier wahrnimmt, wenn man den Bügelverschluss geöffnet hat, sind die hefigen und fast schon buttrigen Duftstoffe, die aus der Flasche aufsteigen. Diese können als eher gedeckt beschrieben werden und haben etwas brotiges an sich. Im Glas macht das Bier eine fabelhafte Figur! Die intensive Farbe, die vom Bernstein etwas ins Rötliche gleitet, wird von einer dünnen Krone aus feinem Schaum unterstrichen, die sich aber leider schnell wieder verflüchtigt.
Einstieg
Oha, da staunt man nicht schlecht, wenn man den ersten Schluck in Angriff nimmt. Hier tritt das Bier nämlich zugleich viel weniger gedeckt auf, als bei der ersten Geruchsprobe. Viel mehr wird gleich der ganze Mund angesprochen.
Körper und Geschmack
Dieses handwerklich gebraute Bier ist wirklich mit einem gut geformten und sehr präsenten Körper ausgestattet, der den ganzen Mund von Anfang an in Beschlag nimmt. Die etwas brotigen Geruchsnoten vom Anfang werden im Geschmack nur beiläufig und unterschwellig wahrgenommen. Viel mehr dominieren sanfte Malzaromen, die mit jedem Schluck einen angenehmenen Bogen spannen und stets aufs Neue überraschen.
Abgang
Im Abgang stellt das Bier wiederholt seine Vielfältigkeit unter Beweis. Die Malzaromen werden durch leicht bittere Noten abgerundet, die wiederum durch süßliche Elemente abgelöst werden. Wirklich eine sehr spannende Geschmacksfolge!
Kohlensäure
Vom Trinkgefühl her fehlt hier nichts, jedoch deutet die unterdurchschnittliche Schaumbildung darauf hin, dass hier eventuell noch Spiel für eine Nachbesserung gegeben sein könnte.
Süffigkeit
Durch den doch eher fülligen und schweren Körper nicht gerade das süffigsten Bier im Stall.
Fazit
Dieses Bière de garde aus dem Norden Frankreichs ist wirklich ein erstaunliches Brauereiprodukt. Es werden sehr viele einzelne Geschmacksaromen herausgearbeitet, die das Bier bei jedem Schluck zu einem neuen Geschmackserlebnis werden lassen.
zur Brauerei
Im Jahr 2016 hat die Brasserie Castelain aus dem nordfranzösischen Benifontaine ihren 90. Geburtstag gefeiert. Das Familienhandwerk wurde seit eh und je nicht nur als bloßes Brauen von Bier, sondern stets als kunstvoller Akt verstanden. Diese noble Auffassung findet sich noch heute in der Produktpalette der Brauerei wieder. Es gibt in Anlehnung an den Wein „Grand Cru“-Biere und -da aus dem Norden Frankreichs- auch ein Bier in Anlehnung an den lokalen Sch’ti-Dialekt, der durch den Film „Willkommen bei den Sch’tis“ auch in Deutschland bekannt wurde. An die Brauerei angegliedert findet sich auch ein kleines Museum, sodass sich ein Besuch auf jeden Fall lohnt.