Was wurde diesmal im schwäbischen ausgewichtelt? Nun sind die Schwaben ja nicht gerade für sagenhafte Pilsbraukunst bekannt, aber gerade deshalb sollten sie ausgiebig probiert werden. Das Wichtel Pils kommt mit einem Alkoholgehalt von 5,2% und einem Stammwürzegehalt von 12,2°P daher. Ganz schön viel Stammwürze für ein Pils! Und somit gleich eine Besonderheit, die es zu probieren lohnt.
Farbe
Klar, golden und wunderschön. So funkelt einem das Wichtel Pils entgegen. Herrlich Perlen die Kohlensäurebläschen nach oben und bilden einen leider nicht so ganz konsistenten Schaum. Sei’s drum, wichtiger ist ja eh, was sich unter dem Schaum verbirgt. Der Geruch ist intensiv und erinnert etwas an einen muffigen Gärkeller. Nicht unbedingt schlecht für Bierfreunde, die mit einer Nase das ganze Feeling des Brauprozesses einatmen wollen.
Einstieg
Über Kölsch sagen manche Menschen, es sei Wasser mit etwas Geschmack. Aber ist das hier Kölsch? Da stand doch Pils auf der Lasche? Oh, jetzt kommt auch etwas Geschmack. Etwas. Ganz verhalten breiten sich die Geschmacksnuancen aus. Schön herb wirds mit der Zeit. Geht doch.
Körper und Geschmack
Nicht unbedingt imposant dieser Pilskörper. Da überhöht die große bauchige Flasche das Bier um einiges. Nach dem bescheidenen Einstieg entwickelt sich jedoch ein annehmbares Pils, das schön rau wirkt und gerade in den hinteren Mundecken angenehm bittere Aromen ausbildet. Generell bildet sich der Geschmack sehr weit hinten im Mund. Vorne bleibt kaum was hängen, sodass von Vollmundigkeit bei Leibe nicht gesprochen werden kann.
Abgang
„Hinten sind die Enten fett“. Das sagte schon Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder, übrigens auch ein großer Freund von Gerstensaft und Hopfentee. Das Wichtel Pils gewinnt mit der Zeit und präsentiert vor allem im Abgang seine Stärken. Herbe Frische, die im wahrsten Sinne des Wortes erfrischend wirkt, prägt den Nachgeschmak bei diesem Bier.
Kohlensäure
Das schönste an der Kohlensäure ist der herrliche Anblick im Glas. Schon bald ist von ihr nicht mehr so viel zu spüren. Etwas mehr hätte es hier schon sein dürfen, dann wäre das Bier vermutlich auch etwas vollmundiger dahergekommen.
Süffigkeit
Durch die geringe Kohlensäure gewinnt dieses Pils ungemein an Süffigkeit und erfrischt zudem den ausgelaugten Biertester. Gutes Bier für einen warmen Sommerabend.
Fazit
Schwach begonnen und hinten raus dann doch noch gepunktet. Kein Pils, das Berge versetzen kann, aber ein angenehm leichter Genuss für den Sommer. Man darf sich nur nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenn nicht sofort die volle Geschmacksladung einschlägt. Kommt Zeit, kommt Geschmack. Spätestens beim dritten Schluck. Versprochen.
zur Brauerei
Seit 1989 wird in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Kinos in Ditzingen Bier gebraut. Unterstrichen wird dieses Angebot durch Wichtel-Kuchen und andere Leckereien. Inzwischen gibt es außerdem auch in Stuttgart-Feuerbach und Böblingen Niederlassungen, womit die Hausbrauerei jedoch ihren lokalen Charakter bewahrt. Gebraut wird hauptsächlich saisonal, beispielsweise mit dem Maibock, dem Märzen oder dem Sommerbier. Im dauerhaften Angebot sind lediglich das Pils und das Hefeweizen, wobei es sich beim letzteren um einen Vertreter dunklen Typs handelt.