Schönbuch Doppelbock

„Ich komm aus Böblingen bei Stuttgart – uncool!“…so besangen Kraftlkub die schwäbische Bierstadt in ihrem Lied ‚Ich will nicht nach Berlin‘. Der Schönbucher Doppelbock findet seine Herkunft gar nicht uncool. Vielmehr ist das Bier bockstolz auf sich selbst und seine Brauerei. Stärke demonstrieren zudem die insgesamt vier Stiere auf den Etiketten der Flasche. Oder ist das etwa Red Bull? Fest steht, dass die 8,2% Alkoholgehalt sicher auch schon dem ein oder anderen Biergenießer Flügel verliehen haben dürfte. Was sonst noch hinter diesem schwäbischen Schwergewicht steckt, das 2015 den European Beerstar in Gold gewann, gibt es in dieser Rezension!

Duft und Farbe
Feinaromatisch strömt der Duft des Bieres aus der Flasche. Dabei ist er gar nicht so schwer und aufdringlich, wie man es sich bei solch einem Bier vielleicht vorgestellt hätte. Vielmehr mischt sich eine leicht süßliche Note ein, für sich selbst nicht überraschend, die sich aber vornehm zurückhält. Im Glas macht das Bier eine gute Figur. Es ist nicht glasklar, aber fast! Der Schaum ist recht fein und von ausreichender Haltbarkeit.

Einstieg
Der erste Schluck weckt alle Geister des Körpers zum Leben. Ein angenehmer Mix aus erfrischendem Charakter eines Hellen und der Urkraft eines Bocks strömt in den Körper und rüttelt einen so richtig auf. Puh!

Körper und Geschmack
Dieses Bockbier ist auf jeden Fall eine schwergewichtige und sehr runde Nummer. Das merkt man direkt, sobald man einen Schluck im Mund hat. Es nimmt sich gleich ordentlich Platz, um den vollen Geschmack zu entfalten. Während vorne im Mund vor allem vegetative Aromen ihre Entfaltung finden, breiten sich im hinteren Teil des Mundes etwas süßere und damit noch schwerere Geschmacksteile aus. Eine leicht alkoholische Note kann man allerdings auch nicht negieren. Sie hält sich aber sehr in Grenzen.

Abgang
Eine runde Sache verabschiedet sich auch sehr rund wieder aus dem Mund. Hier tun sich zwar auch etwas bittere Anteile hervor, jedoch ohne das Gesamterlebnis zu torpedieren. Danach gibts nichts Fieses, sondern man ist direkt bereit für den nächsten Schluck.

Kohlensäure
Wohl dosiert tut die Kohlensäure zuverlässig ihren Job. Das Bier kommt in alle Ecken, wo es hingehört. Dabei brennt es nicht und wirkt auch nicht lasch. Alles richtig gemacht!

Süffigkeit
Für ein Bockbier ist dieses schwäbische Produkt erschreckend süffig. Das macht fast schon Angst…

Fazit
Das Bockbier von Schönbuch ist überraschen süffig und wirkt eher wie Mittler zwischen Hellem und Bockbier. Ein guter Start für alle, die neugierig auf Bockbier sind.

zur Brauerei
Diese Brauerei aus Böblingen bei Stuttgart ist inzwischen der älteste Betrieb der Stadt und noch dazu seit der Gründung im Jahr 1823 in Familienbesitz. Die Geschichte ist eng verbunden mit der, der Brauerei Dinkelacker aus Stuttgart, entstammt also regelrecht einer Brauerfamilie. Inzwischen bietet Schönbuch, wie auch der angrenzende Naturpark heißt, eine ganze Reihe von Bieren im Dauersortiment an und braut zusätzlich zu besonderen Veranstaltungen noch Spezialbiere.

Pilgrim – Triple Blanche

Aus der Reihe der Klosterbiere ist der Schweizer Brauerei auch das Triple Blanche entsprungen. Von außen ähnelt das Erscheinungsbild eher einem Champagner, hat die Flasche doch einen Korkverschluss. Und auch die schieren Werte weisen nicht direkt auf ein Bier hin: 22°P Stammwürze lassen bei diesem Bier starke 11,0% Alkoholgehalt entstehen. Das ist schon ein Knaller! Was es geschmackstechnisch mit dem Triple Blanche auf sich hat, haben wir getestet!

Duft und Farbe
Dschumm, da saust der Korken aus der Flasche! Bei diesem Bier empfiehlt es sich, wie bei einem guten Wein, den Korken nicht gleich wegzuschmeißen, sondern noch zum Nachriechen parat zu halten. Aus der Flasche kommt sogleich ein zarter Geruch, der an Lakritz erinnert. Im Glas bildet sich hierzu alsbald noch eine Note von Orange aus. Hier zeigt sich das Bier gleichmäßig trüb, einem Apfelsaft nicht unähnlich. Der Schaum wirkt recht grob und verzieht sich schnell wieder.

Einstieg
Oha! Der erste Schluck schlägt so richtig ein. Eine Geschmacksexplosion, die ihresgleichen sucht. Sofort ist der ganze Mund angesprochen und der Körper entfaltet seine volle Wirkung, grandios! Von einem schaumigen Start, der wirklich sehr an Schaumwein erinnert, kommen sogleich fruchtige und schwere Noten zum Ausdruck. Phänomenal!

Körper und Geschmack
Der massige Körper entwickelt sich nach einem spritzig-schaumigen Start zu einer wahren Geschmackswolke aus. Hier kommt auch wieder die Geschmacksnote der Orange zum Vorschein, die sich schon im Duft gezeigt hat. Gepaart wird diese mit einem Hauch von Schokolade, was den Körper besonders füllig und üppig erscheinen lässt. Bevor die quasi zur Orangenschokolade fusionierten Geschmacksanteile gänzlich die Oberhand gewinnen, kann man noch eine winzige Ecke Rumrosinen erahnen. Eine tolle Geschmacksentwicklung.

Abgang
Ist der schaumige Genuss erstmal verschwunden, bleibt viel fruchtiges im Mund zurück. Die Orange lässt einen einfach nicht los. Hinzu noch das angenehme Prickeln im Bauch.

Kohlensäure
Der Anteil der Kohlensäure entspricht eher demjenigen eines Schaumweins als eines Bieres. Aber auch nur so kann die eingangs geschilderte Geschmacksexplosion wirklich so stattfinden. Hier hat der Braumeister alles richtig gemacht.

Süffigkeit
Nein, mit Süffigkeit hat dieses Bier nicht besonders viel am Hut. Braucht es auch nicht, denn schließlich ist es eine Spezialität und kein Produkt des Massenkonsums!

Fazit
Ein Bier, das definitiv den Horizont erweitert. Und vielleicht auch gerade für die Menschen interessant, die bisher eher dem Schaumwein zugetan waren und es jetzt mal mit einem exklusiven Schaumbier der Premiumklasse versuchen wollen.

zur Brauerei
Das Kloster sehr alt, die Brauerei noch recht jung. So trifft es kurz zusammengefasst beim Kloster Fischingen zu. Das Benediktinerkloster wurde bereits 1138 gegründet, die Brauerei folgte erst im Jahr 2014. Der Markenname „Pilgrim“ soll an die vielen Pilger erinnern, die in den vergangenen Jahrhunderten zum Kloster Fischingen pilgerten. Die Brauerei hat sich auf hochklassige Biere spezialisiert und bedient mit diesen auch ein eher höheres Preissegment. Nichts für jeden Tag, aber ein Muss für Biergenießer!

Duvel

Das Duvel ist wohl das bekannteste der belgischen Biere. Erstmals gebraut wurde es 1918 als Siegerbier nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Es ging wohl darum, Stärke zu zeigen. So lässt sich auch erklären, dass ein Starkbier dabei herausgekommen ist. Der Schriftzug ist überaus charakteristisch und prägt das Bild der Steinieflasche, in der dieses Bier traditionell verkauft wird. Der Stammwürzegehalt von 17,6°P heizt dem Bier ordentlich ein und sorgt dank obergäriger Hefe für einen starken Alkoholgehalt von 8,5%. Hiervon leitet sich auch der Name ab: Teufelsbier! Dabei hat dieses Bier wirklich nicht viel Schreckliches an sich. Zwei verschiedene Hopfen sollen den Geschmack angenehm formen, so darf man annehmen. Aber ob das gelingt? Wir haben es mal ausprobiert!

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Duft und Farbe
Die erste Note des Bieres wirkt wie von Hefe geschwängert. Recht schwer und behäbig bahnt sich der Duft des Bieres den Weg durch die Nase und lässt die Vorfreude auf den ersten Schluck steigen. Im Glas ist das Bier minimal trüb und der feinporige Schaum verschwindet leider recht schnell, naja. Man will ja das Bier trinken und nicht nur den Schaum bestaunen.

Einstieg
Ein aufregender erster Schluck ist das, der sich irgendwo zwischen fruchtigen Anklängen und doch leicht klassisch alkoholischen Noten bewegt.

Körper und Geschmack
Spannend an diesem Bier ist sogleich, dass es sich sehr gleichmäßig im Mund verteilt und auch genauso seinen Geschmack einsetzt. Im allerersten Moment erinnert das Bier beim Ansetzen und ersten Lippenkontakt an Fanta. Krass. Dann ein starker Schwenk in Richtung herbe und leicht alkoholisch anmutende Geschmacksaromen. Insgesamt ist keine wirkliche Entwicklung beim Genuss dieses belgischen Spezialbieres festzustellen. Viel mehr wird man konsequent von der Gewalt des Duvels angestupst.

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Abgang
So stark wie es auftrat, so stark ist es auch im Abgang. Eine prägnant herbe und leicht bissige Note setzt den Schlussakkord.

Kohlensäure
Hier ist das Bier sicherlich stark bedacht worden. Ordentlich viel Kohlensäure bringt das Bier in jede Ecke des Mundes und sorgt, wie schon erwähnt, für eine gewisse Schärfe.

Süffigkeit
Also als wirklich süffig kann man das Duvel nicht bezeichnen. Dafür scheint es im Geschmack zu speziell, im Auftreten zu forsch und was den Alkohol angeht zu stark.

Fazit
Ein abenteuerliches Bier mit spannender Geschichte aus Belgien, das mit einem starken Charakter aufwartet. Wer ein einfaches Bier sucht oder ein süffiges Erlebnis haben möchte, sucht besser woanders.

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zur Brauerei
Die Brauerei Moortgat wurde 1871 von Jan-Leonard Moortgat gegründet. Während des Ersten Weltkriegs kam Moortgat in Kontakt mit den Briten und ihren Ales und beschloss anschließend ein ähnliches Bier für den heimischen Markt zu konzipieren. Dieses nannte er in Gedenken an das Ende des Weltkriegs „Victory Ale“. Es entpuppte sich als regelrechter Kassenschlager und wurde schließlich in Duvel umbenannt. Doch dabei blieb es nicht. Der durchschlagende Erfolg veranlasste schließlich die ganze Brauerei zu einem Namenswechsel und so kam es zum heutige Namen der Brauerei: Duvel Moortgat. Weiterhin hält die Familie Moortgat das Steuer in der Hand. Es werden auch weitere Biersorten produziert, überwiegend im Starkbierbereich.

Schimpf Weizenbock

Manchmal ist es ja schon so, dass die Flasche einem sagt, dass das Bier etwas ganz besonderes sein muss. Hier haben wir eine Bügelflasche im 0,33er Format und in einer abgewandelten Steinieform. Das Antlitz des Etiketts ziehrt ein stilisierter Dickhornschaf-Schädel, was in Kombination mit den eher dunklen Farben schon ein starkes und fast imposantes Auftreten garantiert. Imposant sind auch die Werte, die dieses Bier aufweist: hier schlagen 17,8°P Stammwürze und 7,8% Alkholgehalt zu buche. Zusätzlich zeichnet sich dieses Bockbier dadurch aus, dass es mit Weizen- und Gerstenmalz eingebraut wurde. Ob es sich lohnt, diesen Exoten zu probieren, haben wir versucht herauszufinden!

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Duft und Farbe
Wenn man es hier hat ploppen lassen, tut sich erstmal nichts. Erst allmählich schiebt sich eine zarte Wolke schwer-süßlicher Aromen nach oben. Ansonsten muss man sich aber gedulden, bis man dem Bier etwas Auslauf gewährt. Hier zeigt sich der Weizenbock mit intensiver brauner Farbe und einer markanten Eintrübung. Der Schaum präsentiert sich zunächst üppig und feinporig, verdünnisiert sich dann aber fix.

Einstieg
Es würde einen schon verwundern, wenn dieses Bier nicht von Anfang an mit starker Präsenz, üppigen Aromen und prächtiger Fülle.

Körper und Geschmack
Zwar tritt das Bier von Anfang an sehr markant auf, wirkt jedoch nicht so schwer, wie man es von einem Weizenbock wohl erwartet hätte. Stattdessen wirkt es so, als ob die sanfte Art des Weizens die Schwere des Bocks etwas ablindern würde. Der Geschmacksbogen ist weit gespannt. Anfangs dominieren leicht süße Aromen, die sich zunehmend zu durchaus bitteren Anflügen entwickeln. Insgesamt aber ein sehr rundes Auftreten.

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Abgang
Man muss diesen Abgang schon mögen. Es dominieren sehr bittere Aromen, die einem Freund von Alster oder auch von Hellem durchaus die Schuhe ausziehen könnte.

Kohlensäure
Es ist wenig überraschen, dass dieses Bier eher wenig Kohlensäure aufweist. Einen kleinen Tacken mehr für eine anständige Schaumproduktion wäre schön, aber trübt das Biererlebnis nur marginal ein.

Süffigkeit
Überraschend süffig für einen Weizenbock. Da muss man schon aufpassen, dass einem der Alkohol kein Schnippchen schlägt.

Fazit
Eine durchaus interessante Kreation aus dem Hause Schimpf – von der Flasche bis in den Schlund. Überraschend sanft und süffig, aber mit einem Abgang, den man mögen muss.

sdr

zur Brauerei
Die Kronenbrauerei Schimpf wurde im Jahr 1870 von der Familie Ohngemach gegründet. Acht Jahre nach der Gründung, trat die bis heute brauende Familie Schimpf in Erscheinung und kaufte die Brauerei. Inzwischen befindet sich die der Traditionsbetrieb in der fünften Generation und ist somit zu einem Kulturträger von Remmingsheim geworden. Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Brauerei von einem Kleinbetrieb zu einem richtigen Gewerbebetrieb umgebaut. Heute umfasst das Angebot neun reguläre Biere, die um saisonale Extras ergänzt werden. Am besten genießt man diese Spezialitäten direkt in der Brauereigaststätte!

Baltika 9 Extra

Hat russisches Bier eigentlich einen höheren Alkoholgehalt, damit es bei den sibirischen Temperaturen nicht so schnell einfriert? Auf diese Idee könnte man bei diesem Lagerbier aus dem Hause Baltika schon kommen. Aus einem Stammwürzegehalt von satten 16 °P entstehen 8,0 Volumenprozent Alkohol. Ob es wie Frostmittel schmeckt, haben wir mal getestet.

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Farbe
Sehr mild strömt der Duft des Bieres aus der Flasche und man wird gleich ein wenig enttäuscht, hatte man sich doch bei einem so starken Bier mehr erwartet. Die Farbe ist dann aber doch intensiv und klar; der Schaum dazu feinporig. Die Bläschen der Kohlensäure blubbern verhalten vom Boden herauf – ein schöner Anblick.

Einstieg
Der erste Schluck im Mund und dann erstmal nichts. Die Aromen brauchen einen kurzen Moment, bis sie ihren Geschmack entfalten. Während im ersten Antrunk noch leicht fruchtige Elemente vorhanden sind, brechen sich schnell die 8,0% Alkohol Bahn. Es kribbelt etwas in der Nase, wie bei einem Schnaps.

Baltika9Extra1Körper und Geschmack
Das Baltika 9 Lager hat einen recht hageren Körper, was gerade bei diesem hohen Stammwürze- und Alkoholgehalt verwundern lässt. Beim Geschmack wundert einen dann nichts mehr, denn hier bahnt sich der Alkohol seinen Weg. Gerade hinten raus hat das Bier leichte Wodka-Allüren – und schmeckt auch wie einer. Von biertypischen Aromen kann nicht viel die Rede sein.

Baltika9Extra-üAbgang
Gerade im Abgang dominiert das Wodka-Gefühl. Im Nachgeschmack bleiben Bitterstoffe und der Hauch von viel Alkohol. Hier ist dieser russische Vertreter der harten Lagerbiere kaum mit einem anderen Bier zu vergleichen (zumindest soweit, wie wir bisher getrunken haben). Was bleibt ist in jedem Fall ein wohlig-warmiges Gefühl im Schlund.

Kohlensäure
Gemessen an den vielen Bläschen, die gerade anfangs im Glas aufstiegen, lässt sich die Kohlensäure als sehr verhalten beschreiben. Aber was hat Kohlensäure auch im Wodka zu suchen?

Baltika9Extra3Süffigkeit
Zwar befödert die geringe Kohlensäure das Trinken, jedoch steht diesem der atypische Geschmack mit seinen Wodka-Noten und dem hohen Alkoholgehalt entgegen. Wo landen wir da? Genau, in der Mitte.

Fazit
Wieder mal so ein Bier, dass eine Brücke baut. Vielleicht kommen sich so die Lager der Wodka- und der Bierfanatiker etwas näher, wer weiß. Es ist in jedem Fall nachvollziehbar, dass dieses Bier in Russland gut ankommt und man sollte es vielleicht auch mal probiert haben, um diese Verquickung von zwei unterschiedlichen Alkoholika erlebt zu haben.

zur Brauerei
Die Brauereigruppe Baltika wurde in den Transformationsjahren der Sowjetunion im damaligen Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg, gegründet. Sie ist heute die größte Brauereigruppe der Russischen Föderation und gehört Carlsberg Gruppe rund um die gleichnamige dänische Brauerei. Sie produziert eine große Vielzahl von verschiedenen Bieren – von Porter bis Weizen und zurück – und ergänzt das Sortiment um viele saisonale Angebote. Neben eigenen Labels braut Baltika auch in Lizenz die Marken Carlsberg und Tuborg.

Pilgrim – Triple Blonde

Aus der Reihe „Bière d’Abbaye“, also ‚Bier der Abtei‘, ist das Triple Blonde eines von sechs Protagonisten der Brauerei Kloster Fischingen aus der Schweiz. Mit 10,5% Alkoholgehalt ein richtig dicker Brocken. Es besticht direkt durch den Sektkorken-Verschluss, sodass die Spannung auf den Geschmack ins unermessliche steigt. Was soll man erwarten von einem Bier, das mit der warmen Vergärung von Kandiszucker beworben wird?

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Farbe
Ein gewaltiger „Plopp“ und der Sektkorken verabschiedet sich. Es entweicht ein Geruch, der zuerst mehr an Schaumwein als an Bier erinnert. Und auch die Flüssigkeit deutet zunächst nicht übermässig auf einen Hopfentee hin. Es sprudelt mächtig und der Schaum lässt kaum einen genaueren Blick zu. Legt sich schließlich die erst Sprudelei, dann erblickt man ein recht eingetrübtes, helles Bier, gekrönt von beständig feinporigem Schaum. Dazu diese fruchtige Duftnote – herrlich!

Einstieg
Etwas beißend macht sich dieses Sektbier im Mund breit. Die massive Kohlensäure sorgt für eine explosive Ausbreitung, gleichfalls jedoch auch für einen etwas beißenden Eindruck. Hinzu kommt ein Eindruck, der von einem recht intensiven Alkoholgeschmack zeugt.

Körper und Geschmack
Nach dem etwas problematischen Einstieg, möchte sich auch bei der genaueren Betrachtung des Körpers und des Geschmacks keine wirkliche Entspannung einstellen. Zwar setzen sich mit der Zeit auch fruchtigere Aromen durch, die sich vor allem am Gaumen festheften, aber das reicht nicht aus, um ein wirkliches Bier-Gefühl aufkommen zu lassen. Vielleicht soll das aber auch gar nicht so sein. Wer ein klassisches Bier erwartet, wird diesen Körper sicher als wenig ausgewogen empfinden.

TripleBlonde-2Abgang
Bei 10,5% Alkoholgehalt wird es schon etwas wärmer im Hals. Leider verfliegt der recht alkoholhaltige Geschmack auch im Abgang nicht und auch die Kohlensäure bleibt recht beißend. Beachtlich jedoch der Nachgeschmack, bei dem sich schließlich doch noch fruchtige Aromen durchsetzen können.

Kohlensäure
Von der Kohlensäure gibt es wirklich mehr als genug. Für ein Bier eigentlich viel zu viel. Für ein Sektbier, wie ich dieses bezeichnen würde, ist es aber wohl ganz richtig so. Es sprudelt und sprudelt und sprudelt und sprudelt….

Süffigkeit
Für die Süffigkeit gibt es keine Bestnote. Dafür ist die Kohlensäure zu dominant und der Alkoholgeschmack zu präsent. Das gilt zumindest für die Perspektive eines Biertrinkers. Für Sektfreunde mag das natürlich ganz anders bewertet werden!

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Fazit
In jedem Fall eine sehr spannende Komposition aus der Schweizer Brauerei. Liebhaber des klassischen Biergeschmacks, werden mit diesem Bier jedoch nicht unbedingt glücklich werden. Stattdessen schlägt dieses Bier die Brücke zu den Schaumweinen – eine sehr interessante Position. So lassen sich vielleicht wechselseitig ganz neue Geschmackswelten erschließen.

zur Brauerei
Das Kloster sehr alt, die Brauerei noch recht jung. So trifft es kurz zusammengefasst beim Kloster Fischingen zu. Das Benediktinerkloster wurde bereits 1138 gegründet, die Brauerei folgte erst im Jahr 2014. Der Markenname „Pilgrim“ soll an die vielen Pilger erinnern, die in den vergangenen Jahrhunderten zum Kloster Fischingen pilgerten. Die Brauerei hat sich auf hochklassige Biere spezialisiert und bedient mit diesen auch ein eher höheres Preissegment. Nichts für jeden Tag, aber ein Muss für Biergenießer!

Andechser Bergbock Hell

Wo dieses Bockbier herkommt, zeigt schon das schöne Etikett. Es stammt vom Kloster Andechs, das, wie auf dem malerischen Bild zu erkennen, auf seinem Klosterberg in Oberbayern unweit des Ammersees thront. Mit seinen 6,9% Alkoholgehalt, die aus einem Stammwürzegehalt von 16,5°P stammen, kommt das Bier zünftig daher. Haben sich die Benediktinermönche da etwas ganz besonderes zusammengebraut?abergbock1

Farbe
Der erste Duft, der einem nach dem Öffnen der Flasche entgegensteigt, erinnert an eine Bäckerei – oder besser gesagt an frisch gebackenes Brot. Hier merkt man deutlich, wie dicht Bäcker- und Brauhandwerk miteinander verbunden sind. Die Farbe ist kräftig golden und sauber filtriert. Der Schaum schön perlig, aber leider nicht von besonders guter Konsistenz.

Einstieg
Sehr prägnant bahnt sich dieses Bockbier seinen Weg. Süß-malzig dockt dieses Helle besonders im oberen Mundbereich an. Schon nach dem ersten Schluck machen sich auch gleich bittere Aromen breit, die bei einem Bockbier natürlich nicht fehlen dürfen.

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Mächtig wie ein Berg und somit seinem Namen alle Ehre machend trumpft der Bergbock auf. Je größer der Schluck, desto besser kann man auch die feinen Hopfennoten herausschmecken, bevor wieder über einen süßen Schlenker die bitteren Noten die Dominanz erlangen. Der Körper entwickelt sich also bei jedem Schluck neu, wobei die Schluckgröße zu beachten ist.

Abgang
Der Abgang und der Nachgeschmack wird leider nur durch die bitteren Noten dominiert. Es fehlt der Pfiff, der nochmal Schwung in die Sache bringt. Auch die Kohlensäure verpufft leider vorschnell… Schade!

Kohlensäure
Am Anfang scheint es noch so, als würde es nur so schäumen vor lauter feiner Kohlensäure, die das Bier dahin bringt, wo sie hingehört: In jede Ecke des Mundes. Was dies angeht, wird man leider enttäuscht. Der Schaum ist wie eingangs beschrieben von nicht sehr ausdauernder Konsistenz und auch beim weiteren Trinkgenuss dürfte es gern mal ein bisschen spritziger sein.

Süffigkeit
Bei der Süffigkeit kann das Bockbier aus Andechs gerade wegen des geringen Kohlensäuregehalts punkten. Locker fließt es der Leber entgegen. Nur der recht bittere Nachgeschmack macht der Süffigkeit einen kleinen Strich durch die Rechnung. Bei dem Alkoholgehalt aber vielleicht auch gar nicht so schlecht.

Fazit
Ein solides Bockbier mit Tradition, das jedoch in manchen Bereichen Abstriche macht. Am besten schmeckt dieses Bier sicherlich mit dem Ausblick vom Andechser Klosterbier. Da kann man auch gleich die weiteren Bierspezialitäten probieren, die in diesem oberbayerischen Biermekka produziert werden.

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zur Brauerei
Die Geschichte der Klosterbrauerei Andechs reicht bis zur Gründung des Klosters im Jahr 1455 zurück. Seitdem wurden die Rezepturen stets fortgeschrieben und angepasst. Heute werden insgesamt acht verschiedene Biere in der Klosterbrauerei hergestellt. Berühmt berüchtigt ist hierbei der dunkle Doppelbock, den man am authentischsten im klostereigenen Bräustüberl genießt. Neben der tiefen Verwurzelung in Bayern sind die Andechser Bierspezialitäten inzwischen in ganz Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern im Markt vertreten.

Einbecker Mai-Ur-Bock

Einbeck in Niedersachsen, das ist die Heimat des Bockbieres und der Einbecker Ur-Mai-Bock ist der klassische Vertreter. Mit einem Stammwürzegehalt von starken 16,2°P und einem Alkoholgehalt von 6,5% gehört dieses untergärige Starkbier zu den prominentesten Vertretern seiner Klasse. Besonders auffällig ist die für Einbecker Biere typische Flasche, die in jedem Bierregal schnell Aufmerksamkeit auf sich zieht.Einbecker3

Farbe
Kräftig bernsteinfarben und mit grober Schaumkrone, so präsentiert sich der Mai-Ur-Bock aus Einbeck. Der Duft verrät schon, dass es sich um ein recht intensives Geschmackserlebnis handeln wird.

Einstieg
Sofort fällt die betont hopfige Note auf. Kein leichtes Bier -was man bei einem Bockbier auch nie erwarten sollte-, sondern eines, das sich von Anfang an gebührend Platz im Mund verschafft.

Körper und Geschmack
Der Körper breitet sich schnell aus und hinterlässt eine bittere Note, welche die Grundlage für die nächsten Schlücke bietet. Ingesamt ein sehr würziger und prägnanter Körper mit vielen feinen Geschmacksnuancen. Mit jedem weiteren Schluck entdeckt man auch vermehrt dezent süßliche Geschmacksanteile, die das Gesamtbild abrunden.

Einbecker2Abgang
Der bittere Nachgeschmack flacht immer mehr ab, sodass nach einem ganzen Bier ein runder Eindruck hinterlassen wird. Gerade für Einsteiger in die Bockbiere dürfte dieser Abgang angenehm sein, ist er schließlich nicht zu herb.

Kohlensäure
Recht wenig Kohlensäure lässt dieses Bier nicht unbedingt sprudelig daherkommen. Schaden tut’s nur dem Schaum, der statt fein-cremig eher grobkörnig daherkommt. Dem Trinkgenuss tut es jedenfalls keinen Abbruch.

Süffigkeit
Nach der ersten Flasche muss sicher nicht Schluss sein. Dafür lädt dieses milde Bockbier zu sehr zur nächsten Flasche ein. Ein angenehm süffiger Vertreter seiner Klasse.

Fazit
Die Mutter aller Bockbiere kann guten Gewissens empfohlen werden. Kein Überflieger oder Ausreißer, sondern ein solides Bier aus bekanntem Hause mit langer Tradition.

 

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Die Geschichte des Einbecker Bieres lässt sich bis ins Jahr 1378 zurückverfolgen. Während des Wormser Reichstages im Jahr 1521 soll auch Martin Luther einen Krug Einbecker Bier getrunken und sehr gelobt haben. Im 18. Jahrhundert wurden die verschiedenen Braustätten in Einbeck zusammengeführt und so entstand nach und nach durch weitere Verschmelzungen das Einbecker Brauhaus, das heute seinerneits Anteile an anderen Brauereien hält und neben dem Einbecker Bier auch andere Marken herstellt und vertreibt. Durch einen Einbecker Braumeister, der im 17. Jahrhundert nach München abgeworben wurde, entwickelte sich nach und nach aus dem Wort „Einbecker Bier“ in der bayerischen Mundart die Bezeichnung „Bockbier“, die sich inzwischen durchgesetzt hat.

Schneider Weisse Tap 6 Unser Aventinus

Das „Tap 6 Unser Aventinus“ ist ein Weizendoppelbock aus der Brauerei Weisses Bräuhaus G. Schneider & Sohn oder einfach kurz „Schneider Weisse“. Es tritt mit einem Stammwürzegehalt von 18,5°P und einem Alkoholgehalt von 8,2% auf. Die Brauerei wirbt damit mit dem Tap 6 den ältesten Weizendoppelbock Bayern herzustellen (seit 1907).4789056467_84677a0397_b

Farbe
Die herrliche dunkle Farbe und der angenehme Schaum prägen das Bild im Glas.

Einstieg
Der Einstieg ist grandios und das Bier sprudelt auf Anhieb in jede Ecke des Mundes.

Körper und Geschmack
Das Bier nimmt sich den Platz, den es braucht, und entfaltet sich gleichmäßig im ganzen Mund. Der Geschmack gestaltet sich kräftig malzig mit einer entsprechend süßlichen Note. Trotz des hohen Alkoholgehalts ist das Bier recht mild.

Abgang
Prägnant im Abgang bleibt dennoch ein herrlicher Nachgeschmack, der direkt einlädt den nächsten Schluck zu nehmen.

Kohlensäure
Der Weizendoppelbock kommt mit einer angenehmen Portion Kohlensäure daher, was dem Körper keine Flügel verleiht, in aber gut in jede Ecke des Mundes bringt.

Süffigkeit
Das Bier kommt gut süffig daher, was bei dem recht hohen Alkoholgehalt nicht ganz ungefährlich ist.

Fazit
Ein wunderbarer Doppelbock, der aufgrund seiner Milde auch für Einsteiger in die Bockbiere geeignet ist.

 

zur Brauerei
Schneider Weisse wurde 1872 gegründet und hat sich auf Weizenbiere spezialisiert. Die Brauerei gehört der Initiative „Die Freien Brauer“ an, einem Zusammenschluss von mittelständischen Privatbrauereien, und betreibt drei eigenen Wirtshäuser in München und Kelheim.