Dieses polnische Bier ist wohl eines der bekanntesten osteuropäischen Biere in Deutschland. Das untergärige Lagerbier erinnert auch mit dem Design seiner Flasche an große Taten: die Krone dominiert ganz deutlich den Anblick der Flasche. Auf dem Papier ist das Bier hingegen gar nicht so besonders. 11,5°P Stammwürzegehalt bringen diesen polnischen Vertreter auf solide 5,6% Alkoholgehalt. Nicht ganz wenig für ein Bier für Zwischendurch… Wie es geschmeckt hat, wollt ihr wissen? Hier gibt’s Butter bei die Fische!
Farbe und Duft
Der Duft ist anfangs kräftig, büßt allerdings schnell an Intensität ein – ja er verblasst tatsächlich nach einer sehr kurzen Weile vollends. Eine leicht säuerliche Note schlängelt sich zu Beginn klammheimlich durch die Hopfen- und Malznoten. Ist das vielleicht die auf dem Etikett versprochene „Apfelnote“? Oder doch das Bananenflavour? Wir können es leider nicht beantworten, für eine ordentliche Geruchsprüfung ist das Zeitfenster zu knapp. Das Bier ist sehr klar, glasklar sogar, und besticht durch eine intensive Farbe. Das Auge fühlt sich geschmeichelt. Auch der Schaum überzeugt anfangs durch anständige und lockere Bildung, glänzt aber bereits nach kurzer Zeit durch Abwesenheit.
Einstieg
„Kommt nicht viel“, war der erste Satz, als wir dieses Bier gemeinsam testeten. Aber was heißt das? Das Bier verendet, bevor sich der Geschmack in allen Ecken des Mundes ausbreiten kann. Lasch und Dumpf kommt das Tyskie daher. Das haptische Erlebnis Bier ist da, Aromen und Fülle fehlen allerdings zum Biererlebnis. Nur ein Anschein im Antrunk oder zieht sich dies auch im Weiteren durch? Zu hoffen wäre jedenfalls, dass sich die auf dem Etikett angepriesenen Geschmackserlebnisse auch im Flascheninhalt wiederfinden würden. Wir hoffen auf die versprochenen Malz- und Getreidenoten, vielleicht sogar auf Nuancen von Apfel und Banane.
Körper und Geschmack
Flach und mickrig fließt dieses Bier in den unteren Mundraum und verharrt dort reglos – ist es tot? Kann man ihm helfen? Eine Reanimation mithilfe gründlicher manueller Verteilung im Mund schlägt fehl. Aromen bleiben trotzdem Mangelware. Nicht sauer, nicht besonders herb, nicht speziell hopfig, kaum mit einer anständigen Malznote. Die Kronen auf der geprägten Flasche haben zur Antizipation eines anderen Geschmackskörpers verleitet, doch der Boden der Realität ist hier so nah wie der Grund des Bierglases. Durch seine Leichtigkeit ist dieses Pils sicherlich ein guter Begleiter für heiße Tage im Sommer, in denen man eine schnelle und leichte Abkühlung braucht. Eine Geschmacksexplosion für Genießer wird freilich nicht geboten.
Abgang
Das Tyskie verschwindet so sang- und klanglos, wie es gekommen ist. Liebhaber eines intensiven Nachgeschmacks, die noch Stunden vom letzten Bier zehren, mag dies negativ aufstoßen. Alle anderen freuen sich derweil vielleicht, weil der Mund für die nächste interaktive Geschmacksstudie geräumt ist.
Kohlensäure
Hier fehlt es an allen Ecken und Enden. War die Kohlensäure-Patrone leer? Hat sich gar ein Produktionsfehler eingeschlichen? Ansonsten können wir nur raten, möglichst schnell die Rezeptur anzupassen. Dass Bier in jeden Mundwinkel gebracht werden muss, ist schließlich keine Binsenweisheit, sondern Recht und Anspruch jedes Bierfanatikers!
Süffigkeit
Na ja: Ist Bier süffig, das sich im Sprint wieder verabschiedet? Wir glauben nicht. In der Tradition des Oktoberfestes, wo auch besonders kohlensäurearme und dadurch süffigere Biere ausgeschenkt werden, reiht sich das Tyskie zwar ein. Aber zu welchem Preis?
Fazit
Ein Bier, dem es an Power fehlt. Und in zweiter Instanz auch am Geschmack. Im Großen und Ganzen findet man im Tyskie Gronie ein leichtes Pils ohne Echte Ecken und Kanten, das sich der Umgebung anpasst und nicht umgekehrt. Eine formbare Masse in angenehm flüssiger Form mit exzellenter Farbe. Es macht damit eine dritte Kategorie neben den norddeutschen und den böhmischen Pilsenern auf. Ob das eine Lobestat oder unnötig ist, muss die Konsumentenschar beurteilen.
zur Brauerei
Die Brauerei blickt auf eine lange Geschichte zurück, die mindestens bis ins Jahr 1629 zurückreicht. Ihren Stammsitz hatte sie schon immer in der polnischen Stadt Tychy und entwickelte sich hier durch mehrere Betriebserneuerungen zu einem markanten Wirtschaftszweig. Seit 1999 gehört Tyskie zur polnischen Brauereigruppe Kompania Piwowarska, die wiederum zum Biergiganten SABMiller gehörte, bevor sie 2017 an die japanische Brauereigruppe Asahi verkauft wurde.