Gambrinus schaut einem vom Etikett bierbeseelt und leicht beschwipst entgegen. Freundlich hebt er seinen überschäumenden Krug zum Gruße und prostet uns zu. Diese recht traditionelle Darstellung kontrastiert mit dem sonst recht modernen Design von Etikett und Flasche. Der ehemalige König Flanderns und allgemein anerkannter Bierpatron weiß sicher, was gut ist. In der Flasche findet man den feinen Trank, der ihn wohl in diesen seeligen Zustand gebracht hat. Die 10 steht übrigens für 10° Stammwürzegehalt, womit das Bier als Schankbier gezählt wird. Zunächst recht schwach anmutende 4,3% Alkoholgehalt zeugen davon, dass es wohl nicht sein erster Humpen war. Also ein süffiges Langstreckenbier? Schauen wir mal!
Duft und Farbe
Mild hopfig und angenehm malzig duftet das Gambrinus aus der Flasche heraus. Damit wirkt es etwas untypisch für ein Pils. Auch optisch tanzt es etwas aus der Reihe: Es ist deutlich dunkler, als man es wohl erwarten würde und trumpft mit einem leichten Stich ins Rötliche auf. Der Schaum ist feinporig, verschwindet aber leider schneller, als es einem lieb wäre.
Einstieg
Hui, da geht’s gleich ab! Mit Vollgas startet das Bier und überrascht den geneigten Genießer direkt mit einer vollen Packung starken Geschmacks. Da freut man sich gleich auf den nächsten Schluck.
Körper und Geschmack
Das Gambrinus lässt sich wirklich nicht lumpen. Stark im Antrunk bilden sich gleich oben intensivste (!) Aromen aus. Insgesamt fällt es auch hier schwer, wirklich das Pils in diesem Bier zu entdecken. Der Geschmack ist ziemlich stark von Malz dominiert, der in einer ins Süßliche abdriftenden Kurve den Mund erfüllt. Im Verlaufe des Flascheleerens bilden sich jedoch auch zunehmend leicht herbe und bittere Noten aus, welche die süßlichen Anklänge schlussendlich überdecken. Von einem wirklich hopfig dominierten Pils kann man dennoch in keinster Weise sprechen.
Abgang
Der Abgang ist dann, wie schon anklang, eher von herben Tönen dominiert, inklusive eines kleinen Ausflugs in die Kategorie Hustensaft. Der ist auch süß und manchmal hinten im Abgang leicht bitter, nicht wahr?
Kohlensäure
Hier ist das Gambrinus gut ausgestattet. Alles kommt dahin, wo es hinsoll. Nur die Verweildauer des Schaums könnte noch besser sein. Aber es kann ja nicht alles perfekt sein.
Süffigkeit
Für Tschechen vielleicht wirklich eine süffige Angelegenheit. Aber wenn man es aus deutscher Perspektive betrachtet, also mit einem starken Pils im Hinterkopf oder einem Hellen in der Hand, dann macht das Gambrinus nicht den süffigsten Eindruck.
Fazit
Ein spannendes Bier aus Tschechien, mit einer überraschenden Geschmackskurve. Auf den letzten Metern fällt es dann aber mit der Überzeugung schwer….
zur Brauerei
Die Brauerei Plzeňský Prazdroj, zu Deutsch „Pilsner Urquell“, gilt als Ursprungsort dieser gesamten Biergattung. Damit quasi ein heiliger Ort! Die wechselvolle Geschichte reicht bis in das Jahr 1839 zurück. Damit ist die Brauerei gar nicht so uralt, aber die Brauart Pils ist im Vergleich zu anderen Methoden auch noch recht jung und konnte erst mit der Entwicklung modernerer Kühlmethoden weite Verbreitung finden. Heute werden verschiedenste Biere unter mehreren Markennamen gebraut und vertrieben. Die Brauerei selbst gehört zur japanischen Brauereigruppe Asahi.