Schwaben gelten gemeinhin ja nicht gerade als Spaßkanonen und große Ausprobierer im kulinarischen Bereich. Auch bei siebenmal Spätzle mit Linsen und Saitenwürtschle pro Woche wird es einem nicht zu eintönig. Gleiches gilt auch für das Export-Bier, das der Durchschnittsschwabe mit stoischer Gelassenheit meistens trinkt. Anders sieht es beim Handwerk aus. Hier wird ausprobiert und getüftelt, was das Zeug hält. Vielleicht kommt es auch so, dass bei der Entstehung dieses schwäbischen Bieres vor allem die ingenieurspezifischen Charakteristika interessant waren und weniger die Lust, ein neues Bier zu kreieren. Wie dem auch sei: Herausgekommen ist das obergärige Amber Ale, das unfiltriert und kalt(!)gehopft das Herz der Biergenießer mit Toffee und Erdbeer-Anspielungen überzeugen soll. Die 6% Alkoholgehalt dürften auf jeden Fall einschlagend sein. Wir haben diese Innovation aus dem Ländle mal unter die Zunge genommen!
Duft und Farbe
Wenn man vorher das Etikett gelesen hat, dann hat man nach dem Lupfen des Kronkorkens tatsächlich das Gefühl, dass einem der Duft von Erdbeerbowle entgegenkommt. Im Glas ist die Verwechslungsgefahr dann schon geringer. Eine intensive Farbe mit einem leichten roten Einschlag erstrahlt eingetrübt dem Biergenießer entgegen. Der Schaum ist leider sehr grobporig und von nur sehr geringer Haltbarkeit.
Einstieg
Das Bier legt gleich ordentlich los, spricht aber nur die obere Hälfte des Mundes an. Hier scheint es zumindest im ersten Moment an der Vollmundigkeit zu fehlen.
Körper und Geschmack
Wer hätte das Gedacht? Tatsächlich überwiegen die fruchtigen Aromen bei diesem Bier. Zwar sind nicht direkt Toffee und Erdbeere erschmeckbar, jedoch hat man deutlich das Gefühl, mit dem Mund einmal durch einen Obstkorb zu pflügen. Der erhöhte Alkoholgehalt macht sich jedoch auch bemerkbar. Ihn erkennt man an den bitteren Anteilen, die sich oben in Richtung Gaumen vernehmen lassen.
Abgang
Im Abgang zeigt sich das Amber Ale ausgewogen zwischen den fruchtigen Anklängen und dem Übergang zum eher herben Nachgeschmack. Hier merkt man, dass das Bier sehr fein komponiert ist.
Kohlensäure
Etwas prickelig an Zunge merkt man bald, dass die Kohlensäure nicht ganz richtig abgestimmt ist. Hier prickelt sie zu sehr, da schafft sie es aber nicht, den Geschmack im Mund zu verteilen und einen ordentlichen Schaum zu gewährleisten.
Süffigkeit
Insgesamt schon ein recht süffiges Bier, was wohl daher kommen mag, dass trotz der süßlichen Anklänge der Körper recht schmal geraten ist.
Fazit
Ein interessantes Bier, das aber wohl eher ein Exot bleiben wird. Auf jeden Fall eine spannende Abwechslung zu den Standardproduktionen aus dem schwäbischen Raum.
zur Brauerei
Diese Brauerei aus Böblingen bei Stuttgart ist inzwischen der älteste Betrieb der Stadt und noch dazu seit der Gründung im Jahr 1823 in Familienbesitz. Die Geschichte ist eng verbunden mit der, der Brauerei Dinkelacker aus Stuttgart, entstammt also regelrecht einer Brauerfamilie. Inzwischen bietet Schönbuch, wie auch der angrenzende Naturpark heißt, eine ganze Reihe von Bieren im Dauersortiment an und braut zusätzlich zu besonderen Veranstaltungen noch Spezialbiere.