Paderborner Pilger

Die Dose macht gleich klar, wohin die Reise geht: ein Pilger mit Stab und Bierkrug, der Paderborner Dom im Hintergrund, dazu ein rustikales, fast schon folkloristisches Design – ein Landbier, das sich gern als traditionsverbunden zeigt. Naturtrüb steht drauf, bodenständig soll es wirken. Ob sich hinter dieser Optik ein stimmiges Bier verbirgt, merkt man spätestens beim ersten Öffnen.

Farbe, Duft und Krone
Der Duft ist ein echter Stolperstein. Was aus der Dose aufsteigt, wirkt dumpf, muffig und irritierend – eher ein Fehlton als ein Bieraroma. Optisch hingegen erscheint das Pilger deutlich zahmer: ein dunkler Bernstein, leicht getrübt, mit einem gröberen, aber halbwegs stabilen Schaum.

Einstieg
Der Antrunk überrascht positiv. Der Geschmack startet deutlich angenehmer als der Duft vermuten lässt: malzbetont, weich und rund. Ein Einstieg, der fast erleichtert.

Körper und Geschmack
Der Körper bleibt weiterhin stark im Malz verankert, solide und voll, ohne besondere Ausschläge. Hopfennoten halten sich weit zurück. Die Kohlensäure zeigt im Mund deutlich mehr Präsenz als im Glas und sorgt dafür, dass das Bier lebendiger wirkt, als man nach dem Geruch erwarten würde.

Abgang
Der Abgang verhallt mild und unaufgeregt. Malzig, rund, ohne Schärfe und ohne echte Spitzen – weder im Guten noch im Schlechten.

Kohlensäure
Im Glas eher verhalten, am Gaumen dann überraschend aktiv. Sie trägt das Bier gut, ohne zu beißen.

Süffigkeit
Der Körper wäre durchaus süffig, das Bier insgesamt gut trinkbar – wäre da nicht die Nase. Jeder neue Schluck wird von diesem unglücklichen Duft begleitet, und das bremst den Trinkfluss eindeutig aus.

Fazit
Ein Bier wie eine kleine Bußübung: geschmacklich besser als erwartet, aromatisch jedoch klar aus der Spur. Ein runder, malziger Körper, solide Kohlensäure – aber ein Duft, der den guten Willen wirklich auf die Probe stellt.

zur Brauerei
Die Paderborner Brauerei ist ein traditionsreicher Großproduzent, der früh auf erneuerbare Energien setzte und heute ein breites Sortiment anbietet. Mit der naturtrüben Linie versucht man, handwerkliche und regionale Akzente zu setzen – mit gemischtem Erfolg, wie das Pilger zeigt.