Rotkehlchen – Berliner Bürgerbräu

Ein rotes Bier mit dem Namen Rotkehlchen – das klingt schon fast poetisch. Dieses Lager stammt vom Berliner Bürgerbräu, einer traditionsreichen Brauerei, die einst am Müggelsee im Berliner Ortsteil Friedrichshagen beheimatet war. Mit 5,3 % Vol. Alkohol steht das Bier für die selten gewordene Kombination aus Handwerk, Hauptstadtgeschichte und malziger Wärme. Das „Rotkehlchen“ zeigt dabei schon im Namen, dass es lieber charmant als laut ist – ein Lager mit Charakter und Farbe.

Ob das Berliner Rotkehlchen ein zartes Liedchen singt oder doch eine kräftige Hopfen-Arie anstimmt, das zeigt sich beim ersten Schluck.

Duft und Farbe
Mild und malzig schwappt eine kleine Duftwolke aus der Flasche heraus. Süße ist definitiv die Kategorie, die den ersten olfaktorischen Eindruck dominiert. Man ist geradezu versucht, noch mehr Geruch in sich aufzusaugen, aber das wird erstmal nicht mit Erfolg belohnt. Im Glas macht das Bier seinem Namen alle Ehre: die rötliche Note dominiert deutlich das Bild, denn der Schaum verabschiedet sich quasi umgehend…

Einstieg
Der erste Eindruck, wenn sich das Lager in den durstigen Mund ergießt, ist ein gespaltener. Einerseits werden alle Regionen gleich angesprochen, andererseits wirkt das Bier anfangs etwas scharf. Mal schauen, wie sich das entwickelt.

Körper und Geschmack
Auch im Geschmack dominieren wie bei der ersten Duftprobe die süßlichen Anklänge. Bisweilen hat man das Gefühl, man habe sich im Regal vertan und vielleicht doch einen Saft ausgewählt. Ein schneller Blick auf die Flasche schafft Klarheit. Puh, doch ein Bier. Der Geschmack dockt vor allem am Gaumen an und arbeitet sich dann nach vorne durch. Mit der Zeit mehren sich auch die etwas herberen Anklänge, die mit den süßlicheren Malznoten konkurrieren. Erfolglos zumeist. Insgesamt dennoch eine runde Sache, wenn man nicht unbedingt ein Pild erwartet hat – was man bei einem Lagerbier nie erwarten sollte.

Abgang
Der am längsten bleibende Geschmack setzt sich oben an der Decke des Mundes fest. Auch hier dominieren süße Noten, die aber einen wirklich stimmigen und passenden Eindruck machen.

Kohlensäure
Sprudelig ist das Bier allemal. Aber man hat den Eindruck, dass diese Power etwas falsch eingesetzt wird. Oder warum klappt das mit dem Schaum nicht so richtig?

Süffigkeit
Die süßlichen Geschmacksanteile hemmen die Süffigkeit. Dazu kommt die starke Kohlensäure. Daher eher in Ruhe genießen als nur gegen den Durst.

Fazit
Eine wirklich runde Sache, wenn man sich nach erstem Erstaunen auf das Bier eingelassen hat. Schon eine etwas spezielle Sache, die und im Herzen mit ihrer karamelligen Note doch noch erobert.

zur Brauerei
Das Rotkehlchen wurde ursprünglich von der Berliner Bürgerbräu GmbH gebraut, einer der ältesten Privatbrauereien Berlins. 1869 gegründet, lag sie idyllisch am Müggelsee und war über Jahrzehnte ein Symbol für Berliner Braukunst jenseits der großen Industriebrauereien. Nach wechselvoller Geschichte – Enteignung, volkseigene Produktion in der DDR und spätere Privatisierung – wurde der Betrieb 2010 von der Feldschlößchen Brauerei Dresden übernommen und schließlich 2018 eingestellt.
Der Name und das Bier leben jedoch weiter, gebraut nach den Originalrezepturen und mit Berliner Charme. Das Rotkehlchen erinnert an die Zeit, als man in Berlin noch an der Spree saß, die Sonne im Bierglas glitzerte – und das Leben einen Hauch malziger war.